Eine Reise kreuz und quer durch die Geschichte

Die stilprägenden Epochen im Überblick

Bei uns im Mainzer Antikladen stoßen sie auf große und kleine Schätze und Gegenstände verschiedenster Epochen und entsprechende Stile. Doch welche Epochen gibt es eigentlich? Und wie geben Möbelstücke, Schmuck und andere Antiquitäten zu erkennen, aus welcher Epoche sie stammen?

Hier finden Sie einen Vorgeschmack zur Vielfalt und Ausprägungen der verschiedenen Epochen und deren typische Charakteristika, die Sie auch bei uns wiederfinden.

Rennaissance

1520 – 1650

Leitender Grundgedanke der Renaissance ist die „Wiedergeburt“ des antiken Geistes. Dieser spiegelt sich durch einen erstarkenden Anthropozentimus (der Mensch im Mittelpunkt), eine mathematisch-wissenschaftliche Formsprache, die naturgetreue Darstellung und Gestaltung von Lebewesen und Objekten wieder. Auch die Schönheit im Ideal von Abbildungen und Nachbildungen treten in den Fokus der Renaissance-Bewegung.

Der Möbelbau orientiert sich in der Renaissance verstärkt an der damaligen Architektur, wobei zum Beispiel die Struktur von Fassaden auf Möbel übertragen wurde. So entstanden kastenförmige Möbel mit einer Art aufgesetztem Kranz (Attika). Tischplatten wurden häufig von starkprofilierten Tischbeinen (Balustern) getragen. Häufig waren diese mit Motiven verziert, deren Vorbild aus der Natur kam.

Barock

1620 – 1770

Abgesehen von den Grundformen der Renaissance als Basis wendet sich der Barock von der Schlichtheit dieser ab und ist bestrebt Reichtum und Bewegung darzustellen. Letztere äußert sich zum Beispiel in runden konvexen sowie konkaven Formen. Ein weiteres elementares Merkmal ist die Symmetrie der Objekte.

 

So wurden geschwungene Linien und gebauchte Fächer zum Erkennungsmerkmal von Möbeln aus dem Barock. Hervortretende Sockel und Giebel verstärken den Eindruck runder Grundformen. Auch poliertes Holz sowie Einlegearbeiten von Metallen, Edelsteinen oder anderen wertvollen Materialien zeichnen Barock-Möbel aus. Während Beine in der Renaissance noch säulenförmig waren, wurden sie jetzt oft spiralenförmig oder wiesen geschwungene Formen auf.

Rokoko

1730 – 1770

Der Rokoko entstammt dem Barock, und ist vor Allem ein Dekorationsstil. Charakteristisch sind für ihn ein Ornamentmotiv sowie häufig auftretende Ranken als Umrandungen sowie im Allgemeinen asymmetrische Strukturen. Hierdurch distanziert sich der Rokoko vom Barocks, dem die Symmetrie eigen war. Die eleganten und verspielten Formen brachten das Schönheitsideal der höfischen Gesellschaft zum Ausdruck. Die Möbel in dieser Zeit wurden zierlicher und waren sehr schmuckvoll verziert.

Biedermaier

1815 – 1848

Der Biedermaier besann sich wieder der Eleganz und Schlichtheit und war eine Form des Klassizismus. Dies sind auch die zwei grundlegenden Merkmale, die Biedermaier-Möbel ausmachen und miteinander verbinden, da es ansonsten keine klare Linie hinsichtlich Gestaltung gab. Möbel aus dieser Epoche sollten vor Allem zweckmäßig sein und eine gewisse Behaglichkeit ausstrahlen.

Große, glatte Holzoberflächen betonten die Holzmaserung – um diese noch stärker zur Geltung zu bringen wurden die Oberflächen oft poliert. Die typische Schlichtheit äußerte sich durch reduzierte Beschläge, Schlüsselbuchsen aus Bein sowie versteckte Scharniere.

Insgesamt entsprach der Gestaltungsstil der Möbel dem Denken der Gesellschaft: Weg vom repräsentativen Zurschaustellung hin zur „Rückbesinnung zu den eigenen vier Wänden“.

 Jugendstil

1890er – 1920

Kennzeichen des Jugendstils sind dekorativ geschwungene Linien sowie flächenhafte florale Ornamente- Hinzu kommt die Abkehr von der Symmetrie. Die grundlegende Gestaltung sollte die Funktionalität der Möbel wiederspiegeln. Der Jugendstil beschreibt somit eine „Gebrauchskunst“, welche Schönheit und Funktionalität vereint.

Bauhaus

1919 – 1930er

Seinen Ursprung hat der Bauhaus-Stil in der Gründung der Schule für Kunst-Design und Architektur „Das Bauhaus“ im Jahr 1919 durch Walter Gropius in Weimar. Dessen Ziel war die Vereinigung von Kunst und Handwerk – Ästhetik und Technik sollen ineinandergreifen und sich ergänzen.

Im Vordergrund der Gestaltung und des Designs stehen Effizienz und Nützlichkeit – heute könnte man auch das Motto „Form follows function“ anwenden. Dementsprechend verzichtet der Bauhaus-Stil anders als viele vorangegangene Stile auf nahezu komplett dekorative Elemente wie Ornamente oder Rahmungen und generell solche, die von den eigentlichen Funktionen ablenken.

Klare, geometrische Formen mit großer Fläche drücken diese Nüchternheit aus und betonen den Einbezug der Funktion hinsichtlich des Designs. Auch hinsichtlich der Materialien hat sich der Bauhaus-Stil von den vorigen Epochen abgewandt: Stahl, Chrom und Aluminium kommen zum Einsatz – Metall ersetzt Holz. Der Bauhaus stellte damals die ersten Weichen für das Industrie-Design.

Art déco

1920 – 1940

Der Name dieser Epoche leitet sich aus der Dominanz dekorativer Elemente des Art Déco ab. Stilisierte sowie flächige Motive, welche florale und organische Formen darstellen, sind typisch für diese Stilepoche. Zudem ist zu erkennen, dass „eine gestalterische Verbindung von Eleganz der Form, Kostbarkeit des Materials, Stärke der Farben und Sinnlichkeit der Thematik“ vorliegt. Trotzdem gibt es kein spezifisches, grundlegendes Merkmal für den Art déco.

Gebrauchsgegenstände dieser Epoche bestehen aus für die damalige Zeit moderne und exotischen Materialien wie verchromte Metalle und Kunststoff, und weisen vereinfachte Gestalteigenschaften wie die Stromlinienform auf.

Mid Century

1940 – 1960er

Der Stil des Mid Century lässt sich einfach in drei Worten beschreiben: harmonisch, schlicht und zeitlos. Dabei strahlt er eine zurückhaltende Eleganz aus und wird am häufigsten mit Retro- oder Vintage-Style assoziiert.

Zu erkennen gibt sich der Stil durch einfache, geometrische Figuren gepaart mit organischen Formen. Letztere äußern sich oft in sanften, geschwungenen Linien und verleihen so den Möbeln Dynamik und Behaglichkeit. Elemente aus hochwertigen Materialien wie Metalle oder Samt vermitteln einen Hauch von Eleganz.

Postmoderne

1960er/70er/80er bis heute

Mit Entstehung der ersten Protestbewegungen gegen Kommerz und Zweckrationalismus wenden sich viele Designer zunehmend vom Funktionalismus und dem Mainstream-Design der Industrie ab – in diesem Zuge besinnen sich auch viele Konsumenten der Wiederverwendung gebrauchter Gegenstände und die „Do it yourself“-Mentalität hält Einzug in den Haushalten. Regale aus alten Weinflaschenkisten, rustikale Sitzmöbel aus alten Europaletten und self-made-Möbel wären also ganz im Sinne dieser Stilströmung. Seitens der Industrie kommt es in dieser Zeit (Spät-60er und 70er) so einem sogenannten Wohlstands-Design, welches sich durch schnell aufeinander folgende, verschiedene Modeströmungen mit kurzer Lebensdauer auszeichnet. Kurz gesagt, was heute noch „in“ war, war morgen schon wieder „out“.

 

Mit den politischen Umbrüchen in den 80ern kam es auch zu weiteren – vielleicht auch radikalen – Umbrüchen im Design. Die Abwendung von der „Form follows function“ wurde hierbei noch weitergetrieben und es entwickelte sich neben einem ökologisch orientierten Design ein auffällig Extrovertiertes, welches jegliche Sterilität ablegen sollte.

Der neue Stil befolgte der Devise „form follows emotion“ und belebte somit wieder Merkmale vorangegangener Epochen auf: Emotionen und Sinnlichkeit. Das „Neue Design“ war geboren – vielfältig, grenzenlos, frech und sinnlich. Inspirationen und Einflüsse kamen hier seitens der Popkultur und von Comics.

 

In den 90igern steigerte sich die Anzahl der zeitgleich nebeneinander bestehenden Designs und ein einheitliches Stilmittel gab es nicht mehr. Allein die Skepsis gegenüber Mainstream-Möbeln, Minimalismus und reiner Funktionalität des Designs einte die meisten der Vertreter des damaligen Interiors. Klassische Materialien erhalten neue Formen, alte Formen werden aus neuen Materialien gestanzt.

Nichtsdestotrotz gab es ebenso genügend Designer, die sich wieder zu reduzierten, dezenten Formen bekannten und den Design-Stil der 50er und 60er zu schätzen wussten. Die Designer stellten unter anderem die gesellschaftliche Verantwortung sowie die gestalterische Vernunft in ihren Fokus.

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